Das niederländische Start-Up Unternehmen „Lightyear“, unter der Führung des 28-jährigen Niederländers Lex Hoefsloot, hat ein E-Auto namens „Lightyear One“ entwickelt, das sich durch Solarenergie von der Ladeinfrastruktur unabhängig machen soll. Zudem soll dieses Solarzellenauto Reichweiten von bis zu 800 km ohne Ladepause bewerkstelligen können.
Solarzellenautos: das muss im Vorfeld beachtet werden
Ähnlich wie beim Salzwasserauto, handelt es sich auch beim Solarauto um einen Prototyp, der noch nicht marktreif ist. Alle angegebenen Werte, Zahlen und Angaben beruhen auf Aussagen des Herstellers oder auf vereinzelten Berichten von Redakteuren, und sind somit nicht nachprüfbar.
Laut Aussagen des Unternehmens soll die serienmäßige Produktion des Solarzellenautos 2020 erfolgen. Allerdings ist es heute schon möglich, sich eines dieser Solarautos über die Website des Herstellers vorzubestellen.
Worum geht es eigentlich beim Solarzellenauto?
Beim Solarzellenauto Lightyear One handelt es sich um ein Elektroauto, das durch spezielles Design und andere technische Kniffe, deutlich mehr Reichweite erzielen kann, als konkurrierende Elektroautos. Dies bewerkstelligt der Lightyear One unter anderem durch an der Karosserie angebrachte Solarzellen, mit denen das Laden des Akkus auch während der Fahrt möglich wird.
Der Lightyear One als reichweitenstarkes E-Auto
Einer der größten Vorteile dieses Solarzellenautos liegt in der, vom Hersteller versprochenen, Reichweite. Während die Gesamtreichweite an normalen Tagen bei circa 725 km liegen soll, ist an besonders sonnigen Tagen sogar von bis zu 800 km elektrischer Reichweite die Rede. Selbst an Wintertagen, bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und laufender Heizung, wird eine Mindestreichweite von 400 km versprochen.
Wie oben bereits erwähnt, können diese Reichweiten durch eine Vielzahl von technischen Tricks und Kniffen erreicht werden, die dieses Solarauto zum reichweitenstärksten E-Auto auf dem Markt machen soll.
Die Solarzellen des Lightyear One
Die Solarzellen des Elektroautos bedecken circa fünf Quadratmeter der Karosserie und sind sowohl auf dessen Dach, als auch auf der Motorhaube angebracht. Hierbei hat man viele kleine Sonnenzellen verwendet, die alle miteinander verbunden sind, aber dennoch unabhängig voneinander funktionieren. Dies bedeutet, dass die Solarzellen weiterhin effizient arbeiten, selbst wenn ein Teil der Fläche im Schatten steht. Somit haben, laut Herstellerangaben, die Solarzellen des Lightyear One eine um 20% höhere Effizienz, als herkömmliche Sonnenzellen.
Somit kann auch während der Fahrt der Akku des Elektroautos um circa 12 km Reichweite pro Stunde aufgeladen werden, was einen weiteren Vorteil mit sich bringt. Sollte die Batterie des Solarzellenautos einmal komplett leer gehen, muss das Elektroauto nicht abgeschleppt werden. Durch den reinen Solarantrieb können Geschwindigkeiten von 15 bis 20 km/h erreicht werden. Dies genügt meist, um die nächstgelegene Lademöglichkeit zu erreichen, und auf einen teuren Abschleppdienst zu verzichten.
Lightyear One: das leichte Solarzellenauto
Trotz einer Länge von über fünf Metern, wiegt dieses Solarauto gerade einmal circa 1300 Kilogramm, und ist damit um einiges leichter, als andere konkurrierende Elektroautos. Dies kann durch eine Vielzahl von technischen Besonderheiten und Entwicklungen des Lightyear erreicht werden.
Für den Bau der Karosserie und des Chassis wurden hauptsächlich Bauteile aus Carbon und Aluminium verwendet, die schon von Natur aus sehr leicht und dazu robust sind. Des Weiteren wurden das Interieur und die Karosserie des Solarzellenautos recht schlicht gehalten, um unnötiges Gewicht einzusparen.
Der letzte Punkt, der maßgeblich zur Gewichtsreduktion des Lightyear One beiträgt, ist der verbaute Elektromotor. Dieser ist lediglich 2/3 so groß, wie die Elektromotoren eines Jaguar iPace oder eines Tesla. Wer nun allerdings denkt, dass der kleinere Motor mit einer geringeren Effizienz einhergeht, liegt falsch.
Die Effizienz des Solarautos
Beim Bau des Lightyear wurde die Effizienz des E-Autos am stärksten priorisiert, was sich an einigen Merkmalen und Auffälligkeiten festmachen lässt.
Als ersten Punkt, der zur Effizienz des Solarautos beiträgt, kann man die angepasste Aerodynamik nennen. Um den Luftwiederstand so gering wie möglich zu halten, wurde die komplette Karosserie überarbeitet und neu designed. Hierbei hat man beispielsweise auf herkömmliche Außentürgriffe verzichtet, und diese durch einfache Knöpfe ersetzt. Des Weiteren wurden Kameras anstelle der Außenspiegel eingebaut, um den Luftwiederstand weiter zu minimieren. Zudem wurden die hinteren Radkästen des Solarzellenautos abgedeckt, um das Einströmen von Luft zu verhindern.
Einen weiteren Aspekt, den man in puncto Effizienz anführen kann, ist die Ladegeschwindigkeit des Solarautos. Der Lightyear One soll, laut Herstellerangaben, auch an Schnellladestationen laden können, und so binnen einer Stunde genug Energie für 570 km tanken. Zudem soll es möglich sein, das Solarzellenauto über Nacht (12 Stunden), an einer normalen Schuko-Steckdose mit 230 Volt, für eine Reichweite von 350 km, nachzuladen.
Als letzten Punkt kann man hier die spezielle Motorisierung des Solarautos nennen. Um den Energieverlust vom Motor zum Rad zu reduzieren, wurden im Lightyear vier einzeln angesteuerte Radnabenmotoren in Radnähe verbaut.
Durch diese genannten Faktoren soll das Solarzellenauto, laut Herstellerangaben, eine bis zu dreimal höhere Energieeffizienz haben, als bisherige auf dem Markt verfügbare E-Autos.
Technische Einzelheiten des Lightyear One im Überblick
Elektrische Reichweite | 730 bis 800 km |
Energieverbrauch | 83 Wh/km |
Beschleunigung | 0 auf 100 in 10 Sek. |
Länge | Ca. 5.0 m |
Breite | Ca. 2.0 m |
Höhe | Ca. 1.50 m |
Ladegeschwindigkeiten | |
Solar | 12 km/h |
22 kW | 209 km/h |
60 kW (schellladen) | 570 km/h |
Lightyear One: Ein Blick hinter die Kulissen
In diesem Video kann man den Lightyear One in Aktion sehen und sich selbst ein Bild von dessen Erscheinung und Innenleben machen. Zudem kann man etwas über die Vision und Intention des CEO und Mitgründer des Solarautos, Lex Hoefsloot, erfahren.
Nachteile und Probleme des Solarzellenautos
Laut Hersteller war eines der größten Probleme, die schon bei der Entwicklung des Solarautos bestanden, das Design des E-Autos. Da das komplette Dach und die Motorhaube des Lightyear One mit Sonnenzellen bedeckt sind, war es schwer, das restliche Design des Elektroautos darauf abzustimmen. Um dieses Problem zu lösen, wurde für die Solarzellen des Lightyear ein speziell getöntes Glas verwendet, um die Optik der Zellen auf den Rest des Elektroautos anzupassen.
Ein weiteres Problem des E-Autos ist sein Preis. Dieser ist offiziell zwar noch nicht festgelegt, doch es ist bereits von Preisen zwischen 119 000 und 170 000 Euro die Rede. Damit ist das Solarzellenauto für die Meisten wohl kaum erschwinglich, und nur der Oberklasse vorbehalten.
Ein weiterer Nachteil des Lightyear besteht durch die übermäßige Verwendung von Carbon und Aluminiumteilen. Zwar kann durch diese Leichtbauweise das Gewicht des E-Autos drastisch reduziert werden, doch ist dies bei Elektroautos schlichtweg nicht mehr von großer Relevanz. Elektroautos nutzen die sogenannte „Rekuperation“. Dabei wird ein Teil der Energie, der beispielsweise bei Bremsvorgängen verloren gehen würde, wieder zurück in den Motor geleitet. Somit wird der Stromverbrauch verringert und damit die Reichweite der E-Autos erhöht. Hierbei gilt jedoch: Je größer die Masse des Elektroautos, desto größer auch die Rekuperation, und umgekehrt. Zudem treiben solche Leichtbauteile den Kaufpreis in die Höhe, sodass das E-Auto schnell unbezahlbar wird.
Des Weiteren werden Fahrzeuge, die Leichtbauteile verwenden, im Falle eines Unfalls schnell als Totalschaden eingestuft. Aufgrund noch mangelnder Kenntnisse über diese Materialien, kann die Fahrzeugstabilität nicht mehr garantiert werden. So kann selbst ein kleiner Auffahrunfall unvorhergesehene Kosten zur Folge haben.
Die Zukunftspläne von Lightyear
Lightyear hat viel für die Zukunft geplant und sich vieles vorgenommen. So ist geplant, am ersten August diesen Jahres eine Produktionsstätte im niederländischen Helmond zu eröffnen. Sowohl die Prototypen des Lightyear One als auch erste Serienanfertigungen, sollen ab 2020 dort in Produktion gehen. Schon heute sind, laut Herstellerangaben, alle vorbestellbaren Sondereditionen des Elektroautos ausverkauft.
Des Weiteren ist geplant, dass der Lightyear auch als Stromquelle für Geräte und Haushalte zum Einsatz kommen soll. Damit wäre das Solarauto nicht mehr nur ein E-Auto, sondern universell einsetzbar.
Fazit zum Solarzellenauto Lightyear One
Abschließend kann man sagen, dass der Ansatz von Lightyear potential hat. Sollten die oben genannten Zahlen des Herstellers, vor allem in Bezug auf Reichweite und Energieverbrauch stimmen, hat der Lightyear One durchaus potential. Die Möglichkeit lange Strecken ohne Pause durchfahren zu können, hebt dieses Solarauto von den meisten seiner E-Auto Konkurrenten stark ab.
Leider ist nicht davon auszugehen, dass der Lightyear in absehbarer Zeit für den Durchschnittsverdiener erschwinglich wird.