Crashtest mit Elektroautos: Nach Verkehrsunfällen mit Elektrofahrzeugen besteht für die Feuerwehrleute ein erhöhtes Risiko, heißt es immer wieder. Doch stimmt diese Aussage wirklich? Stehen die Wracks unter Spannung und geraten schneller in Brand? Wir gehen der Sache auf den Grund.
Brennen E-Autos häufiger? DEKRA hat getestet
Die Sachverständigenorganisation DEKRA hat schon einige Crashtests mit batteriebetriebenen Elektroautos gemacht. Erst im November 2019 wurden drei Nissan Leaf und ein Renault Zoe im Testcenter in Neumünster gecrasht. Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Elektroautos sind mindestens genauso sicher wie konventionell betriebene Fahrzeuge. Im Übrigen ging keines der Fahrzeuge nach der Kollision in Flammen auf. Und das, obwohl die Deformationen der Akkus massiv war. Auch das Hochvoltsystem der Fahrzeuge wurde immer zuverlässig abgeschaltet. Das Brandrisiko ist also wie beim Verbrenner, auch bei einem E-Auto sehr gering.
Das Fazit der DEKRA: „Unsere Versuche bestätigen, dass es keinerlei Grund gibt, sich im Elektrofahrzeug weniger sicher zu fühlen als im konventionell angetriebenen PKW.“
Neues Löschsystem für brennende Akkus
Und obwohl keine höhere Brandgefahr als bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor feststellbar war, wurde beim Crashtest mit den Elektroautos noch ein neues Löschsystem getestet. In den Medien wird ja überall breitgetreten, dass es bei den Löscharbeiten von Antriebsbatterien Probleme geben soll.
Die Löscharbeiten mit einer Löschlanze wurden getestet. Falls eine Batterie also in Brand geraten sollte, kann eine Löschlanze direkt in das Akkugehäuse eingeschlagen werden und das Wasser gelangt direkt dahin, wo der Brand entsteht. Somit kann ein Ausbreiten auf weitere Batteriezellen verhindert werden. Der Unfallforscher der DEKRA, Markus Egelhaaf erklärt, dass die ersten Erkenntnisse mit dem Verfahren positiv sind, aber noch weitere Forschungen für eine endgültige Aussage nötig seien.
Sind die Risiken für die Feuerwehren größer?
Bei einem Verkehrsunfall mit einem Elektrofahrzeug muss die Feuerwehr lediglich darauf achten, dass sie bei der Arbeit mit Schere und Spreizer nicht den Akku treffen. Wobei das bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor auch so konzipiert ist, dass man im Tankbereich mit den hydraulischen Werkzeugen ebenfalls aufpassen muss.
Auch die Gefahr, einen elektrischen Stromschlag zu bekommen ist minimal, da es sich um einen in sich geschlossenen Stromkreis handelt. Von daher sind diese Ängste schon einmal nicht begründet. Selbst wenn das Radio noch läuft, das Licht an ist, der Scheibenwischer und die Bordelektronik noch funktionieren, heißt das nicht, dass dann noch Hochspannung auf dem Fahrzeug ist.
Ein Elektrofahrzeug verfügt über zwei Systeme, eine Hochvoltbatterie die primär den Motor versorgt und eine Niedervolt-Batterie, die für die kleineren Verbraucher zuständig ist. In den Crashtests hat sich das Hochvoltsystem jedes Mal zuverlässig abgeschaltet.
Wenn ein Elektroauto brennt: Den Brand im E-Auto löschen
Auch wenn es nicht der Fall ist, dass Elektroautos schneller oder häufiger brennen als Autos mit anderen Antrieben, können die Löscharbeiten tatsächlich aufwändiger sein. Um ein Feuer zu löschen muss entweder der Brennstoff, der Sauerstoff oder die Zündenergie ausgeschaltet werden. Bei Elektroautos muss auf die Zündenergie abgezielt werden. Wenn eine Batteriezelle beschädigt ist kommt es zu einer Kettenreaktion. Immer wieder gibt es Kurzschlüsse, die das Feuer neu entfachen. Deshalb muss ein Akku für ca. 24-48 Stunden gekühlt werden.
Bei einem Tesla Model S sind hierfür laut Hersteller etwa 11.000 Liter Wasser notwendig. In einem Tanklöschfahrzeug werden nur um die 1.500 bis 2.000 Liter mitgeführt. Das ist momentan noch ein Problem. Zum Kühlen des Akkus werden aktuell Container mit Wasser gefüllt und das Auto komplett darin versenkt.
Über eine übertriebene Wasserverschwendung gegenüber den Löscharbeiten eines herkömmlichen Fahrzeugs kann man allerdings nicht sprechen. Denn kommt es bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor zu einem Verkehrsunfall tritt meist auch Öl und Benzin/ Diesel aus. Alleine ein Tropfen Öl verschmutzt 600 Liter Wasser.
Was passiert mit einem Elektroauto mit Totalschaden?
Wenn in den Medien von einem brennenden E-Auto berichtet wird, kommt auch immer direkt die Entsorgung der Akkus ins Gespräch. Dass die Akkus aber gar nicht entsorgt, sondern recycelt werden können, und sogar eine Recyclingquote von 96% erreicht werden, darüber wird viel seltener berichtet.
Zuallererst wird der Akku entfernt und bekommt, je nachdem ob er beschädigt ist oder nicht, entweder ein sogenanntes „Second Life“ oder wird recycelt. Der Rest des Fahrzeugs kann wie ein gewöhnliches Fahrzeug auch entsorgt werden. Mehr zu diesem Thema haben wir ebenfalls in einem ausführlichen eigenen Artikel geschrieben.
FAQs: Brand bei Elektroautos
Wie gefährlich sind brennende Elektroautos wirklich?
Viele Tests, unter anderem von der DEKRA haben bewiesen, dass Elektroautos die gleiche Gefahr ausgeht, wie von einem Verbrennungsmotor. Unter anderem wurde festgestellt, dass keines der getesteten Elektrofahrzeuge nach der Kollision in Flammen aufging. Crashtest mit Elektroautos: Brennen sie wirklich schneller als Verbrenner?
Wie löscht man ein brennendes E-Auto?
Laut dem Deutschen Feuerwehrverband ist Löschwasser das am besten geeignete Mittel um einen Brand bei Lithium-Ionen-Akkus zu verhindern. Allerdings reicht es nicht, nur die sichtbaren Flammen zu ersticken. Der Akku muss im Nachhinein für ca. 24-48h gekühlt werden, um ein erneutes Entzünden der Batterie ausschließen zu können. Crashtest mit Elektroautos: Brennen sie wirklich schneller als Verbrenner?
Wie oft brennen Elektroautos?
Rund 40.000 Elektroautos pro Jahr. Allerdings ist das statistisch gesehen deutlich weniger als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Crashtest mit Elektroautos: Brennen sie wirklich schneller als Verbrenner?
Was passiert mit einem E-Auto mit Totalschaden?
Wenn ein Elektroauto brennt, kommt in den Medien immer direkt die Entsorgung des Akkus ins Gespräch. Eine positiver Aspekt der E-Auto Akkus ist, dass sie recycelt werden können. Ein Akku wird also zunächst entfernt und je nachdem ob er beschädigt ist oder nicht, bekommt der E-Auto Akku entweder ein "Second Life" oder kann recycelt werden. Das restliche E-Auto kann wie ein herkömmliches Auto entsorgt werden.