Seit einigen Wochen wird immer wieder behauptet, dass die THG-Prämie im Jahr 2023 sinken wird. Aber ist das wirklich so? Welche Faktoren beeinflussen die Höhe der THG-Prämie? In unserem Artikel haben wir alle Informationen zur Treibhausgasminderungsquote für das Jahr 2023 zusammengetragen.
Inhalt
Was beeinflusst den Preis der THG-Quote?
Angebot und Nachfrage
Der Preis der THG-Quote ist – wie so viel auf unserer Welt – von Angebot und Nachfrage abhängig. Man kann die THG-Quote eines E-Fahrzeugs also zu einem besseren Preis verkaufen, wenn die Mineralölkonzernen einen hohen Bedarf an entsprechendem CO2-Ausgleich haben.
Diese Faktoren beeinflussen die Nachfrage:
- Geringes oder hohes Verkehrsaufkommen bzw. kleiner oder großer Absatz durch den Verkauf von Otto- und Dieselkraftstoffen.
- Gesetzlich geregelte jährliche Anhebung der Quote von 7 % auf 25 % bis zum Jahr 2030.
Da die Quote für 2023 von derzeit 7 % auf 8 % angehoben wird und die quotenverpflichteten Unternehmen noch mehr Emissionen einsparen müssen als im Vorjahr, sind sie weiterhin auf die CO2-Einsparungen von Dritten angewiesen. Deshalb könnte man meinen, dass dadurch auch die Höhe der Prämie steigen würde. Bei der THG-Quote für E-Fahrzeuge ist aber auch die Höhe der Einsparung relevant.
Gesetzliche Regelungen und Strommix
Wie hoch die CO2-Emission des Ladestroms eines E-Fahrzeugs ist, wird nach § 5 Abs. 3 der 38. BImSchV vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit jedes Jahr neu berechnet und bekannt gegeben.
Dabei spielt der Strommix eine wichtige Rolle. Je schlechter die THG-Bilanz vom Netzstrom, desto weniger Emissionen werden durch das Fahren eines E-Autos vermieden. Durch die geringere Einsparung sinkt folglich auch die Höhe der THG-Prämie.
Für das Jahr 2022 wurde der Strommix des Jahres 2020 betrachtet. Dieser war durch Pandemie und Lockdown besonders sauber. Menschen sind zuhause geblieben und Industriebetriebe haben weniger produziert, wodurch weniger „schmutziger“ Strom benötigt wurde. Gleichzeitig wurde weiterhin grüner Strom produziert, was den Strommix in Deutschland insgesamt besser bzw. sauberer gemacht hat.
Für das Jahr 2023 wird der Strommix des Jahres 2021 betrachtet. Die Industrie hat wieder angefangen zu produzieren. Es wurde mehr Strom gebraucht, weswegen mehr auf Strom aus Gas und Kohle und weniger aus erneuerbaren Energien gesetzt wurde. Das Ergebnis: Der Strommix wurde insgesamt schmutziger.
Diese Entwicklung wird vom Umweltbundesamt (UBA) natürlich mitberücksichtigt und in dem Energieerzeugungs-Referenzwert in Kilogramm Kohlenstoffdioxid-Äquivalent pro Gigajoule festgehalten:
- 2022: 119 Kilogramm Kohlenstoffdioxid-Äquivalent pro Gigajoule
- 2023: 135 Kilogramm Kohlenstoffdioxid-Äquivalent pro Gigajoule
Bedeutet: Pro E-Auto wird rechnerisch weniger CO₂-Äquivalent eingespart.
Bei diesen Werten handelt es sich um die durchschnittliche Treibhausgasemission pro Energieeinheit des Stroms in Deutschland. Damit wird für den THG-Quotenhandel berechnet, wie die am Markt gehandelten Tonnen an CO2-Einsparung auf die jeweiligen Fahrzeugklassen und Ladestrom aus öffentlichen Ladesäulen umzulegen sind. Da das Fahren eines E-Fahrzeugs nun mehr Emission verursacht als im Vorjahr, sinkt die Höhe Prämie. Anstelle 862 Kilogramm CO2-Emissionen werden 2023 nur noch 703 Kilogramm CO2 eingespart.
Wie hoch wird die THG-Prämie 2023 sein?
Aber wie hoch wird die THG-Quote 2023 nun ausfallen? Diese Frage kann leider nicht genau beantwortet werden. Der Kohlenstoffdioxid-Äquivalente pro Gigajoule ist um gut 13,4 Prozent gestiegen. Verhält sich die Höhe der Prämie prozentual gleich, sind folgende Auszahlungen denkbar:
- Formel: Prämie 2022 – 13,4 % = Prämie 2023
- 400 € – 53,60 € = 346,40 €
- 350 € – 46,90 € = 303,10 €
- 300 € – 40,20 € = 259,80 €
Wie man sieht, ist es möglich, dass die Prämie bis zu 60 Euro bzw. bis zu 15 Prozent geringer ausfällt als im Vorjahr. Anders gesagt kann man mit einer Auszahlung von 250 bis 350 Euro pro Elektroauto rechnen.
Disclaimer: Bei diesen Angaben handelt es sich nur um eine Vermutung. Das bedeutet nicht, dass sich die Höhe der Prämie genauso entwickeln wird.
Auch die Obergrenze der THG-Prämie ist quasi rechtlich festgelegt. Die Höhe der Strafzahlung bzw. Pönale wurden im Jahr 2022 auf 600 € pro Tonne CO2-Emission erhöht. Das bedeutet aber auch, dass die THG-Prämie für E-Autofahrer maximal 550 € betragen kann, da es sonst für Mineralölkonzerne günstiger wäre, die Strafzahlungen zu bezahlen.
Kann die Prämie für 2023 noch steigen?
Dreifache Anrechnung
Durch die Verordnung zur Festlegung weiterer Bestimmungen zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungs-Quote, wurden alle Ladepunktbetreiber und E-Fahrzeugfahrer Eigentümer seiner eigenen THG-Quote und somit berechtigt, seine Einsparungen zu verkaufen. Um die Elektromobilität zu fördern, wurde mit dieser Änderung auch festgelegt, dass die in Elektrofahrzeugen eingesetzte (Lade-)Strommenge bzw. die hierdurch erzielte Treibhausgasminderung in dreifacher Höhe angerechnet wird. Bedeutet: (Lade-)Strom ist mit der gleichen Energiemenge mehr wert als andere alternative Kraftstoffe. Somit haben auch THG-Quoten von E-Fahrzeugen einen höheren Wert, was die Erlöse aus der Vermarktung höher macht.
Eine mögliche, aber eher unrealistische Entwicklung, welche die THG-Quote für 2023 erhöhen würde, wäre die Hochstufung der Mehrfachanrechnung. Sprich: Die Hochsetzung der Mehrfachanrechnung von Faktor 3 auf Faktor 4. Erste Diskussionen dazu gab es schon 2021. Allerdings bleibt offen, ob diese Änderung für das Jahr 2023 noch durchgesetzt wird.
Entwicklung zum Winter
Ist man auf das Geld nicht sofort angewiesen, wäre eine andere Möglichkeit, mit der Vermarktung der THG-Quote zu warten. Es wäre denkbar, dass die THG-Prämie – ähnlich wie im Vorjahr – zum Winter hin steigen würde. Allerdings spielt hiermit auch ein gewisses Risiko mit. Die Prämie könnte dann noch geringer ausfallen.
Relevant sind hier das Verkehrsaufkommen und der damit verbundene Absatz von Mineralölunternehmen. Wenn die Leute mit einem Auto mit Verbrennungsmotor weniger fahren und tanken, weil die Kraftstoffpreise so hoch sind, bringen Mineralölunternehmen weniger CO2-Emissionen in den Verkehr und sind weniger auf die Quoten von Dritten angewiesen. Grund genug für eine sinkende THG-Prämie.
Freundebonus
Durch den Freundebonus kann der fehlende Betrag, der wahrscheinlich zwischen 30 bis 60 Euro liegen wird, wieder reingeholt werden. THG-Anbieter bieten einen Bonus von 15 bis 50 Euro pro angeworbenen Kunden an. Eine ideale Möglichkeit, seine Auszahlung zu maximieren und sie auf ein vergleichbares Niveau zu bringen.
Fazit: Wann sollte man die Prämie für 2023 beantragen?
Eine pauschale Antwort kann nicht gemacht werden. Fakt ist, E-Autos verursachen durch den schmutzigeren Strommix mehr Emissionen, was die Prämie kleiner macht. Wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickeln wird, ist aber nicht absehbar. Um keine Neuigkeiten zur THG-Quote 2023 zu verpassen, schaut regelmäßig auf smaveo vorbei!