Paukenschlag für die Elektromobilität: Die Regierung lässt 1000 Supercharger-Ladeparks bauen und geht damit das bisher größte Problem der flächendeckenden E-Mobilität an. Laut einem Bericht von electrive.net sind 1000 Standorte mit teilweise bis zu dreistelligen Anzahl von Ladepunkten das Ziel. In diesem Beitrag haben wir alle wichtigen Informationen zusammengefasst.
Ladeparks für Deutschland: Schluss mit dem Durcheinander!
Man kann die Elektromobilität romantisieren, wie man möchte: Wer nicht gerade über Expertenwissen verfügt, dem wird der Einstieg in das gesamte Themengebiet nicht gerade einfach gemacht. Der Massenmarkt fehlt, die Preise sind noch vergleichsweise hoch angesetzt und flächendeckende Lademöglichkeiten bzw. eine zufriedenstellende Ladeinfrastruktur für alle batteriebetriebenen Fahrzeuge sind Fehlanzeige. Dabei sollten die Hürden bestenfalls gesenkt werden, um die E-Mobilität auch langfristig gesellschaftlich zu etablieren und um Stammtischnörgler zum Umdenken zu bewegen.
In einem Arbeitspapier der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur ist zu lesen: „Der Kunde ist mit Insellösungen, hoher Unzuverlässigkeit, uneinheitlichen Informationen und unterschiedlichen Nutzerschnittstellen konfrontiert“. Gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium (kurz: BMVI) soll nun ordentlich umgekrempelt werden: Derzeit wird die Ausschreibung eines riesigen Schnell-Ladenetzwerks in Deutschlands vorbereitet, welche spätestens im 4. Quartal 2020 starten soll.
Laut electrive.net sind 1000 Ladeparks mit einer bis zu zwei- und dreistelligen Anzahl an Ladepunkten vorgesehen. Mehr als nur ein Paukenschlag.
Ladeinfrastruktur: Regierung nimmt das Problem selbst in die Hand
Johannes Pallasch, der Leiter der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, betonte bei electrive.net, dass das aktuelle Marktversagen überwindet werden muss. Es sollen damit nicht nur die Anzahl der Schnell-Ladesäulen und Supercharger, sondern auch die Funktion der Ladestationen verbessert werden. Laderobotik, Überdachung mit stromerzeugenden Solarpanels und saubere Toiletten sind vorstellbare Punkte und Eigenschaften, mit denen sich nicht nur an der bisherigen Ladeinfrastruktur von Tesla orientiert werden, sondern diese am besten auch noch übertroffen werden soll.
Die Inhalte des Arbeitspapiers sind vielschichtig, als übergreifendes Ziel soll allerdings eine bessere Nutzerfreundlichkeit anvisiert werden – unter anderem so, dass auch eine optimale Verteilung der DC-Ladeparks, etwa in Ballungsräumen und auch an Fernstrecken – garantiert wird.
Im Wesentlichen beinhaltet das Arbeitspapier der NOW die folgenden Punkte:
- Der Bund soll die mittel- oder langfristige Wirtschaftlichkeitslücke der Betreiber schließen.
- Der Bund stellt dazu eigene Flächen zur Verfügung und ruft Länder und Kommunen zu selbigem auf. Auch private Grundstücke können genutzt werden, wenn diese langfristig für eine entsprechende Nutzung geeignet sind.
- Die Unternehmen bleiben Betreiber der Ladesäulen, es werden lediglich Verträge mit dem Bund geschlossen, um einheitliche und klare Qualitätsstandards und Fristen zu definieren.
- Die Mindestleistung eines DC-Ladepunktes soll 150 kW betragen. Ein Anschluss an das Mittelspannungsnetz wird Voraussetzung.
- Alle Ladeparks müssen ausbaufähig sein.
- Die Ausschreibung erfolgt anhand eines Losverfahren, in welche sowohl sehr attraktive als auch weniger interessante Standorte in einen Topf geworfen werden. So wird garantiert, das alle Unternehmen ähnlichen Konditionen unterliegen.
Komfortables Ladeerlebnis: Keine Preiskämpfe mehr
Während die europaweiten Ausschreibungen im dritten Quartal diesen Jahres gründlich vorbereitet werden, sind Ausschreibungsteilnehmer wie beispielsweise die EnBW ambitioniert und sitzen auf heißen Kohlen. „Wir begrüßen das Programm ausdrücklich. […] Der Wettbewerb besteht weiterhin. Das ist keine Aufhebung der Konkurrenz.“, so Lars Walch, Leiter Vertrieb und Geschäftsmodelle E-Mobilität bei EnBW.
Durch die in der Vergangenheit zu oft vernachlässigten Mängel und durch die Problem-Abwälzungen an den Kunden, scheint die Ausschreibung der 1000 DC-Ladestationen nun endlich einer der großen Schritte zu sein, welche die E-Mobilität über Jahre so dringend benötigt hat. Die Überlegungen klingen vielversprechend. Auch Konkurrenz- und Preiskämpfe wie beispielsweise durch EnBW und IONITY sollen fortan der Vergangenheit angehören. Ganz Deutschland soll so mit Ladeparks versorgt werden, dass auch bevölkerungsärmere Bundesländer wie beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern nun keine Lücken in der Ladeinfrastruktur mehr aufweisen.
Die Akkus sind geladen für einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft. Wir sind gespannt.